An diese Aussage des französischen Naturwissenschaftlers und Philosophen Blaise Pascal mussten wir denken, als uns am vergangenen Donnerstag die Meldung aus Eritrea erreichte, dass aufgrund des grassierenden Coronavirus in Deutschland die Einreise sämtlicher ARCHEMED-Teams nach Eritrea gestoppt werden müsse. 

Die Entscheidung der Gesundheitsministerin für ein Einreiseverbot ist verständlich und nachvollziehbar, denn taucht eine Infektionskrankheit wie Covid-19 in einem Land mit schwächerem Gesundheitssystem auf, so kann sie sich leicht in alle Richtungen ausbreiten. Auch der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte die berechtigte Sorge vor einem Übergreifen des Virus auf die Länder, die dem Erreger nicht viel entgegenzusetzen haben.

Für unseren Verein ARCHEMED bedeutet ein Einreisestopp, zunächst für den Monat März ausgesprochen, dass wir sämtliche für diesen Zeitraum geplanten Einsätze canceln müssen. Da ist das große Herzteam mit 30 Reisenden, die ihre Mission nicht antreten werden. Knapp 30 Kinder können nicht am Herzen operiert werden. 28 Handwerker verschiedener Gewerke, deren Plan es war, die Inbetriebnahme der Mutter-Kind-Klinik in Keren im April voranzutreiben, können nicht reisen. Mit großer Enttäuschung müssen wir deshalb akzeptieren, dass der offizielle Einweihungstermin der Klinik am 27. April nicht einhalten werden kann. Diese bittere Erkenntnis schmerzt uns sehr. Von der Fertigstellung der Klinik sind die medizinischen Einsätze der pädiatrischen und geburtshilflichen Teams abhängig, die nun ebenfalls verschoben werden müssen. Auch die Einsätze der Teams von Orthopädie, HNO, Neonatologie Barentu und FGM sind ausgesetzt. Für April halten wir uns bisher auf stand-by.

Jetzt aber müssen erst einmal rund 140 Flüge storniert bzw. umgebucht werden, wobei wir von den Fluggesellschaften positive Signale erhalten, die Kosten dafür in weiten Teilen erstattet zu bekommen. Die Entladung der in Eritrea bereitstehenden Container muss von hier aus organisiert werden, damit die darin enthaltenen und zum Teil empfindlichen Medikamente, Verbrauchsgüter und Geräte sicher gelagert bzw. an ihren Bestimmungsort ausgeliefert werden. Die Förderer, die unsere Projekte großzügig unterstützen, müssen über die veränderten Tatsachen informiert werden und die Förderpläne möglicherweise an die neuen Umstände angepasst werden. 

Im Sommer feiert ARCHEMED sein 10-jähriges Bestehen. In dieser Zeit intensiver Tätigkeiten in Eritrea haben wir gelernt, dass wir unseren Konzepten und Vorstellung am besten mit Demut begegnen. Schon oft mussten wir mit hoher Flexibilität reagieren, wenn sich die Dinge anders entwickelten als gedacht. Pläne haben wir oft geändert, aber unser Ziel, Hilfe für die Kinder in Eritrea zu leisten, zum Glück niemals!

Möhnesee, den 02.03.2020