Die Missionsstation in Ifunda, Tansania

Im Südwesten Tansanias, etwa 600 Kilometer oder acht Fahrstunden von Dar es Salaam entfernt, gibt es in dem kleinen Ort Ifunda eine Missionsstation der Diözese Iringa. Ein Ehepaar aus Bad Waldsee, Monika und Horst Blaser, hat 1998 die „Kinderhilfe Tansania“ ins Leben gerufen und kümmert sich seitdem mit der Unterstützung der Diözese und des Staates um den Aus- und Weiterbau dieser alten Missionsstation. Mindestens zweimal jährlich sind die beiden vor Ort in Tansania und arbeiten gemeinsam mit den einheimischen Schwestern, Ärzten und Handwerkern an der Verbesserung der medizinischen Infrastruktur, vor allem durch Schulung und Aufklärung. So ist aus der ursprünglichen „Dispensary“ (Apotheke) inzwischen ein „Health Center“, d. h. eine kleine Krankenhauseinheit geworden, in der fast alle medizinischen Vor- und Nachbehandlungen und sonstige Aktivitäten für die hilfsbedürftigen Menschen geplant und durchgeführt werden können.

Die kleine moderne Krankenstation verfügt über zwei voll ausgestattete Operationssäle und 25 Betten; mehrere einheimische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen sind hier angestellt. Zu der Station gehören auch ein Schwestern- und ein Ärztehaus sowie ein Pfarrhaus mit zehn Betten, in dem Gäste und OP-Teams aus Deutschland untergebracht werden können. Außerdem wurde inzwischen ein Frauenhaus mit zwei Kreißsälen, einem Operationssaal und 15 Betten errichtet, in welchem Frauen gynäkologisch und geburtshilflich versorgt werden können.


Das Projekt „Klumpfuß-Feuerkinder“

Wie in Eritrea auch, kochen die Menschen in Tansania in ihren Hütten an offenen Feuerstellen, mit Petroleumkochern oder ungesicherten Öfen. Nicht selten kommt es im Kontakt mit den Flammen zu heftigen Brandverletzungen, vor allem bei kleinen Kindern. Die Folgen sind großflächige und entstellenden Narbenbildungen, die manchmal zu Gelenkversteifungen führen, weil Arme und Beine nicht mehr gestreckt werden können. Dies erschwert eine spätere Erwerbstätigkeit oder macht sie sogar unmöglich. Zudem gibt es eine hohe Anzahl von Kindern mit Klumpfüßen und Fehlstellungen, die in der Peripherie des Landes nicht behandelt werden können. Da die meisten Menschen in Tansania unterhalb der Armutsgrenze leben und sich die Eltern weder die Fahrten zum Arzt, noch die Beschaffung von Salben, Verbänden oder Medikamenten leisten können, bleiben die meisten dieser Unfälle und Erkrankungen unbehandelt.

Seit dem Jahr 2000 reist ein erfahrenes und eingespieltes chirurgisches Team der Disziplinen Orthopädie, Kinderchirurgie und Plastische Chirurgie nach Ifunda, um dort in ihrem zweiwöchigen Einsatz schwerpunktmäßig brandverletzte Kinder und Kinder mit angeborenen Klumpfüßen und anderen Fehlbildungen der Knochen oder Organe zu behandeln und zu operieren. Die deutschen Chirurgen, Orthopäden, Anästhesisten, Anästhesiepfleger und OP-Schwestern arbeiten mit den tansanischen Kollegen zusammen, um ihr Wissen bestmöglich weiterzugeben. Das Team, welches zu einem großen Teil aus der Region Soest/Hamm kommt, wird im Februar 2022 erstmalig unter dem Schirm von ARCHEMED seine Mission nach Tansania antreten.

Neben dem wichtigen Thema Verbrennungen und Klumpfüße können auch andere Fehlbildungen der Extremitäten wie extreme X- oder O-Beine korrigiert werden. Die Kinderchirurgen kümmern sich außerdem auch um Deformitäten wie Nabelbrüche, Leistenbrüche, Hernien oder auch Hodenhochstände.

Über den Sender „Radio Maria“ werden die Patienten über die Anwesenheit des deutschen Chirurgenteams informiert und nehmen zum Teil eine Reise von bis zu 600 Kilometern auf sich. Viele sind abgemagert und ermattet, wenn sie in Ifunda Hilfe und Behandlung für ihre kranken Kinder erhoffen. In der alten Kirche haben die Angehörigen die Möglichkeit, kostenfrei zu übernachten.

Über 100 Kinder können während des Einsatzes des Teams operiert werden und etwa 250 Kinder werden darüber hinaus ambulant gesichtet oder versorgt. Die einheimischen Ärzte und das Pflegepersonal werden von Beginn an zu den Verbandswechseln hinzugezogen, so dass die Nachsorge der Patienten gewährleistet ist.

ARCHEMED wird 2022 erstmalig als Partner der Kinderhilfe Tansania die Mission des Chirurgenteams unterstützen. Wir freuen uns auf diese Kooperation und sind gespannt, ob sich für ARCHEMED in der Zukunft noch weitere Einsatzmöglichkeiten innerhalb der Missionsstation Ifunda ergeben werden.